systemische Beratung

"Nimm Platz! Was darf ich für dich tun?" - Der Coaching-Markt und mein persönliches Marketing-Armageddon

Marketing als Coach - mein persönliches Armageddon

Da denkst du, nun bist du fertig mit deiner Ausbildung und könntest loslegen… aber Pustekuchen! Denn was fehlt sind die Kunden!

Im Rahmen des Abschlussmoduls meiner Business Coaching & Change Management Ausbildung ging es deshalb am zweiten Tag darum, wie ich meine Fähigkeiten und Fertigkeiten gewinnbringend an die Frau und an den Mann bringe. Leider reicht es dafür nicht aus, Coach mit in meinem Fall diversen Zertifikaten zu sein. Denn Coach darf sich einfach jeder nennen und ich stelle zunehmend fest, dass es das Marketing-Konzept ist, dass die Spreu vom Weizen zu trennen scheint. Die Frage, wie man denn einen guten Coach findet, wird mir jedenfalls mehrfach pro Woche gestellt und meine Antwort ist inzwischen zunächst: vor allem NICHT über Google! Die wenigsten Beratung Suchenden kennen sich im Dschungel der Verbände und Zertifizierungen wirklich aus und ein gutes Marketing bedeutet noch lange nicht, dass dahinter auch ein guter, bzw. gut ausgebildeter Coach steht. Manchmal denke ich, dass ich wahrscheinlich schon unschlagbar dick im Business stehen würde, hätte ich weniger Geld in Weiterbildungen und dafür mehr in eine professionelle Marketing-Agentur investiert. Nun gut… Die Zeit kann ich nicht zurückdrehen und diesen breiten Fundus an Kompetenzen und Methoden möchte ich auch nicht mehr missen. Also muss ich mich wohl oder übel selbst um meine Vermarktung kümmern. Vielleicht fange ich ja mit einer Black-Friday-Aktion an? Marketing at its best!

Mein ganz persönliches Marketing-Armageddon beginnt bereits damit, dass ich mich nicht entscheiden kann, welches “Framing” ich mir geben möchte. Ich müsse klar definieren, was ich ins Schaufenster stelle und in welchem Bereich ich mich spezialisieren möchte. Leider bin ich von meinem Hintergrund so breit aufgestellt, dass ich voller Inbrunst sagen kann: in allen Bereichen! Ich bin also ein Coaching-Gemischtwarenhändler! Leider sind die Zeiten dieser guten alten Tante-Emma-Läden vorbei. Heutzutage geht man ins Fachgeschäft! Aber welches Fachgeschäft möchte ich sein?

Wofür würdest du auf meinem schicken neuen Sessel Platz nehmen?

Nun fallen mir spontan zwei Möglichkeiten ein, mich zu spezialisieren: entweder ich überlege, was mir am meisten Spaß macht und worin genau ich am besten bin, oder ich analysiere potenzielle Kunden, da nur allzu oft die Nachfrage das Angebot definiert.

Überlege ich mir, was mir am meisten Spaß macht, kann ich die eine Antwort nicht geben. So vielfältig meine unterschiedlichen Ausbildungen sind, so vielfältig sind meine Interessen, an Themen, wie an Menschen. Zum einen liebe ich diese tiefe Persönlichkeitsarbeit. -Glaubessätze, Wertesysteme, Persönlichkeitsanteile! Mindestens genauso faszinierend finde ich die Arbeit mit Ängsten. Gerade in meinen NLP-Ausbildungen habe ich mir hierfür diverse Tools und Herangehensweisen erarbeitet. Es wäre so schade, wenn ich diese Kompetenzen zukünftig nicht nutzen würde! Auf der anderen Seite ist da aber auch meine Leidenschaft fürs Business: Ich genieße es, Menschen während beruflicher Veränderungsphase begleiten zu dürfen, die Arbeit insbesondere mit Führungskräften ist wahrscheinlich eine meiner ganz großen Stärken und besonders spannend finde ich es, mich in große und komplexe Transformationsprozesse einzuarbeiten und ein Konzept zu entwickeln, um Menschen bestmöglich durch dieses Transformation zu begleiten. Das I-Tüpfelchen ist es, wenn ich diese Begleitung auch selbst vornehmen darf.

Himmel, ich bin in der Tat ein verdammter Coaching-Gemischtwarenhändler! Wieviel Freude mir kürzlich die Begleitung eines Sportlers in der Vorbereitung auf einen internationalen Wettkampf gemacht hat, behalte ich besser für mich. Aber Mindset-Coaching ist wirklich cool! Und dann ist da ja auch noch die Mediation und meine Faszination für Konflikte…

Du siehst, ich finde meinen Fokus nicht mal eben so! Also doch eine kleine Marktanalyse, bei der du mir behilflich sein kannst.

Wofür oder mit welchem Thema würdest du auf meinem super bequemen Coaching-Sessel Platz nehmen? Gibt es Business-Themen, die dich umtreiben? Karriereambitionen? Work-Life-Balance? Oder ist es diese eine Verhaltensweise, die du in Frage stellst, die du vielleicht sogar am liebsten direkt wegzuzaubern würdest? Vielleicht ist es aber auch diese Flugangst, die dir regelmäßig den Urlaubsauftakt verhagelt? Wofür würdest du ein Coaching in Betracht ziehen?

Wenn du mich dabei unterstützt, meinen Fokus zu finden, indem du mir entweder einen Kommentar mit deinem Thema auf meiner Homepage hinterlässt, oder eine entsprechende Nachricht über mein Kontaktformular schickst, bekommst du vom mir 30 Euro Discount pro Coaching-Session für maximal fünf Sessions, wenn du dich eines Tages dazu entscheidest, dein Thema mit mir als deinen Coach anzugehen. Dieses Angebot gilt übrigens sowohl für Coaching-Sessions in meinem schicken neuen Coaching-Zimmer, als auch für Online-Sessions in meiner virtuellen Praxis bei Coaching Space.

Verdammt, das ist meine erste Black Friday Aktion als Coach! Ich müsste jetzt noch so etwas wie: Sei Teil dieser Aktion! Bringe mit meiner Unterstützung die beste Version deiner selbst zu Strahlen und sei uneingeschränkt erfolgreich, sei großartig und gehe mit Leichtigkeit durchs Leben! Verdiene unendlich viel Geld, finde den/die Partner*in deiner Träume, sein angstfrei und mutig… - Aber das passt nicht zu mir! Vielleicht möchtest du mein Coaching nutzen um den nächsten kleinen Schritt in deiner individuellen Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig erfolgreich zu gehen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Diese nächsten kleinen Schritte sollte man nämlich nicht unterschätzen.

“Wege entstehen, indem man sie geht.” F. Kafka

Diese Zitat Kafkas begleitet mich nun schon eine ganze Weile und ist inzwischen zu einer Art Motto geworden. Wenn ich heute hier in meinem nagelneuen Büro oder Coaching-Zimmer sitze und voller Verwunderung und Stolz auf die letzten Jahre zurückschaue, taucht ein Muster immer und immer wieder auf. Immer und immer wieder habe ich den Mut und die Neugier aufgebracht, diesen ersten kleinen Schritt zu gehen, ohne zu wissen, wo dieser mich schließlich hinführen würde. Auf diese ersten Schritte folgten wie von selbst zweite, dritte, vierte… So ergaben sich wunderbare Wege, von denen ich nicht zu träumen gewagt habe. Ich finde mich als Agile Coach und schließlich als Organizational Effectiveness Consultant in einer großen Bank wieder, ich sehe mich an der Universität Maastricht vor Master-Studierenden referieren, ich sitze hier und schreibe nun schon seit über drei Jahren meinen Blog und die Zahl meiner Leserinnen und Leser wächst stetig. Und nun sehe ich mich in meinem Coaching-Zimmer, auf meinem großen grauen Sessel. Eigentlich ist der Traum bereits wahr geworden. OK, der zweite Sessel ist noch leer, aber ich vertraue darauf, dass er sich füllen wird. Hierbei vertraue ich auf die Erfolgsstrategie, die mich bis hierhergebracht hat: Ich werde mir nicht über Nacht ein festes Profil und eine absolute Spezialisierung geben. Ich gehe den Weg hin zu meiner Spezialisierung Schritt für Schritt. Ich mache erstmal weiter als coachender Gemischtwarenhändler und lerne mit jedem einzelnen Coaching-Prozess und Kunden, was am stärksten nachgefragt wird. So bleibe ich voller Vertrauen auf mich bei mir und meiner vielleicht wertvollsten Ressource: meine Neugier auf alle Facetten das Menschseins! Ich bin gespannt auf alle Themen und bleibe deshalb zunächst breit aufgestellt, auch wenn die Marketing-Fachleute sagen, das sei nicht ratsam! Es ist eben MEIN Marketing-Armageddon! Ich mache es einfach so, auch wenn es nicht ratsam ist. Es war sicher auch nicht ratsam, seinen sicheren und schönen Job nach 21 Jahren zu kündigen und mit Anfang 40 in eine komplett neue Rolle in einer komplett neuen Branche zu schlüpfen. Aber es war mutig und es hat sich gelohnt!

So sitze ich in meinem grauen Sessel und weiß, dass der Weg entstehen wird und freue mich darauf, unterwegs tief ins Menschsein eintauchen zu dürfen. Ich werde mit meinen Kunden in deren Persönlichkeit eintauchen, ihre Glaubenssätze, Wertesysteme und Ängste ergründen, oder ich werde Menschen dabei begleiten, beruflich neue oder andere Wege zu gehen, ich werde Führungskräfte dabei unterstützen, sich weiterzuentwickeln oder ihnen während komplexer Transformationen auch mal beratend zu Seite stehen… Vielleicht meldet sich ja auch der ein oder andere Sportler… Und Mediationen werde ich einfach auch machen, weil ich es kann! Ich werde Schritt für Schritt einfach alles machen, bis sich der eine Weg deutlich herauskristallisiert. Denn dann ist das meiner! Und du kannst Teil dieses Weges sein, denn ich bin auch auf deine Themen neugierig, auf alle deine Themen.

Ich freue mich auf deine Unterstützung und dein Feedback. Unterstützt du mich unterstütze ich dich… Ein Konzept an das ich uneingeschränkt glaube!

Deine Constance

HERZLICH Willkommen!

Nimm Platz und erzähle mir was ich für dich tun darf.

"Wofür machst du denn NOCH eine Weiterbildung?" - Über Wissensdurst, Lernsucht und Perfektionsstreben.

“Du lernst im Leben nie zu viel, das sei auch stets dein Ziel!”

Diese Worte hat mir Mark bereits im Grundschulalter in meinem Poesiealbum hinterlassen. Ich glaube er hatte keine Ahnung, wie prophetisch sie sein sollten.

Gestern habe ich meine Ausbildung zum systemischen Change Manager und Business Coach abgeschlossen, inklusive IHK Prüfung am Freitag. Als ich vor einigen Wochen darüber im Büro erzählte, platzt es voller Erstaunen aus einem Kollegen heraus: “Wofür machst du denn noch eine Ausbildung?” Es war definitiv als Kompliment gedacht und eine absolut berechtigte Frage. Ich musste ganz kurz überlegen. Und meine Antwort an diesem Sommertag in Frankfurt war: “Professionalisierung!”. Ja, es stimmt, über die Jahre habe ich mir einen beeindruckenden Werkzeugkoffer im Bereich Training, Mediation und Coaching zugelegt. Wofür eine weitere Ausbildung, von der auch meine wunderbare Ausbilderin sagte, dass es für mich sicher viele Wiederholungen geben würde. War ich vielleicht lernsüchtig, oder war es dieses Gefühl noch immer nicht gut genug zu sein, das mich zuvor jahrelang auf Trab gehalten hat? Während die Ausbildung langsam startete, merkte ich, dass diese Ausbildung die erste in meinem Leben war, die ich nicht auch aus dem Motiv heraus, (noch) nicht gut genug zu sein, begonnen habe. Es ging mir tatsächlich darum, Bekanntes zu festigen, bzw. speziell im Businesskontext zu betrachten und durch neue Elemente insbesondere aus der systemischen Change-Beratung zu ergänzen, um mich weiter zu professionalisieren. Ja, ich habe einen ausgeprägtes Perfektionsstreben. Ich möchte für meine Kunden, intern wir extern, die beste Coach oder Beraterin sein, die sie finden können. Nicht mehr und nicht weniger! Allein schon dafür brauchte es eine stetige Weiterentwicklung.

Dynamik und Komplexität managen

Schon als sich die Ausbildung dem Ende zuneigte, war mir klar, dass es mir im Kern noch um viel mehr ging, als um Professionalisierung und Perfektionsstreben. Schon vor gut zwei Monaten habe ich meine parallel laufende Ausbildung zum NLP Master Coach abgeschlossen. Schaute ich damals in die Zukunft, freute ich mich sehr darauf, zukünftig nicht mehr etwa zwei Wochenenden im Monat in diversen Weiterbildungen zu verbringen, das erste Mal seit fast drei Jahren… Und während ich mich also auf meine neue Extraportion Freizeit freute, machte sich in einem Teil von mir Unbehagen breit. Eine innere Unruh, die durch den Gedanken, nicht mehr zweimal im Monat etwas hinzuzulernen und den Horizont zu erweitern, so groß wurde, dass ich bereits angefangen habe, zu schauen, was ich als nächstes lernen kann. Und glaubt mir, bei alle dem, was ich in den letzten Jahren bereits gemacht habe, wird es langsam wirklich herausfordernd, etwas zu finden, das sinnvoll daran anknüpft. Bin ich wohl lernsüchtig? Auf dieser Frage habe ich ziemlich lang herumgekaut und bin sehr tief in mein ganz persönliches Wofür eingestiegen. Während einer Gassi-Runde mit meinem Hund Kurt kam mir die Antwort: Es ist meine Strategie, um die große Dynamik und Komplexität unserer Welt für mich zu managen. Es ist offensichtlich meine Strategie um mich im Chaos dieser Welt nicht zu verlieren. Dadurch, dass ich stetig lerne und mich stetig weiterentwickle, machen mir die permanenten Veränderungen im Außen keine Angst. Ich gehe einfach ganz geschmeidig mit, indem ich auch permanent in der Veränderung bleibe.

Lebenslanges Lernen

Natürlich kannte ich das Prinzip des lebenslanges Lernens und habe es auch schon immer für wichtig und hilfreich erachtet. Ich habe über die Jahre sogar feststellen dürfen, dass mir das Lernen mit zunehmenden Alter immer leichter fällt. Sicher hängt das damit zusammen, dass ich mich inzwischen ausschließlich mit Themen beschäftige, die mich interessieren. Im Gegensatz zu Schulzeiten darf ich mir nun aussuchen, was ich lernen möchte. Allerdings bin ich mir zusätzlich sicher, dass meine Leichtigkeit des Lernens auch daran liegt, dass ich inzwischen Lernstrategien entwickelt habe, die perfekt auf mich abgestimmt sind. Ich habe gelernt zu lernen. Das macht es mir wahrscheinlich noch leichter, mich von Weiterbildung zu Weiterbildung zu begeben, manchmal sogar durch mehrere Weiterbildung parallel zu laufen und trotzdem nicht müde zu werden.

Wenn ich heute kurz inne halte, stelle ich fest, dass mich all dieses Lernen, meine Fähigkeit zur inneren Dynamik, unglaublich ruhig und angstfrei gemacht hat. Die Welt ist so verrückt und unberechenbar wie gefühlt noch nie und nein, ich bin nicht sorglos, aber ich ruhe so tief in mir wie ich es zuvor nicht kannte. Dadurch, dass ich nicht stillstehe, scheint es der Dynamik der Welt einfach nicht möglich zu sein, mich zu überholen. So sitze ich tatsächlich im “Driverseat” meines Lebens. -Dank meiner Idee des lebenslangen Lernens.

Und nun…???

Die Frage, die mich an diesem Sonntag umtreibt, ist natürlich die, wie es weitergeht. Erstmal bewusst freuen über das, was ich erreicht habe. Aber meine ursprünglich Idee, nun mal ein Jahr Pause zu machen und meine Wochenende einfach zu genießen, habe ich inzwischen wieder verworfen. Die Welt dreht sich so schnell wie nie und ich möchte mich mitdrehen, weil es mir guttut, mir innere Ruhe und Gelassenheit verschafft.

Im März werde ich meine Kompetenzen im provokativen Coaching vertiefen. Dafür habe ich mir einen dreitägigen Workshop mit der Mutter des provokativen Coachings in Deutschland, Dr. Noni Höfner, herausgesucht. Und im Juni geht es für ein paar Tage nach Heidelberg ans Milton Erickson Institut, wo ich mich unter der Anleitung von Dr. Gunther Schmidt mit dem interaktionellen Kreislauf von Führung beschäftigen werde. Mal schauen, was mir ansonsten noch in den Schoß fällt.

Es war eine wilde Reise bis hierher und ich habe verstanden, dass ich nicht um des Lernen willen lerne. Es geht mir auch nicht mehr darum, dieses Gefühl nicht gut genug zu sein, loszuwerden. Heute weiß ich, dass ich gut bin, manchmal sogar sehr gut. Ich lerne aus Neugierde und Offenheit, aus dem Wunsch, fachlich die Beste Version meiner selbst zu sein. Vor allem aber lerne ich, weil ich weiß, dass ich so nicht verloren gehe, in dieser schnellen Welt im Wandel. Ich trage meinen Kompass in mir und bin deshalb weniger stark auf den Kompass im Außen angewiesen.

So wird es mir dann auch in Zukunft leicht fallen, alle vierzehn Tage Themen zu finden, die es aus meiner Sicht wert sind, in meinem Blog beschrieben zu werden. Ich möchte niemals an den Punkt kommen, an dem ich nichts mehr zu erzählen habe.

Habt einen schönen Sonntag und bis in zwei Wochen!

Eure Constance

PS: Vielleicht habt ihr ja auch nun Lust bekommen zu lernen. Oder vielleicht fragt ihr euch schon eine Weile, wie auch ihr Coach werden könnt. Oder ihr coached bereits erfolgreich und tragt den Wunsch in euch, euch noch weiter zu professionalisieren. Eigentlich mache ich in meinem Blog keine Werbung. Aber aus tiefster Überzeugung möchte ich euch die Ausbildung zum Systemischen Business Coach und Changemanager bei Dr. Jasmin Messerschmidt ans Herz legen. Die nächste Ausbildung geht im kommenden Frühjahr los und ich finde, sie ist perfekt sowohl für Neueinsteiger, als auch für alte Hasen, die den nächsten Schritt gehen wollen. Schaut mal rein. Hier ist der direkte Link! Denn nachdem am Freitag auch die Beisitzerin der IHK das hohe Niveau aller “Prüflinge” betonte, wurde mir auch von außen bestätigt, was mir im Innen bereits klar war: Diese Ausbildung war ein großartiges Investment in mich und meine Zukunft.

Eine Ausbildung, zwei Zertifikate

Man lernt eben nie aus…

Gut geplant ist nicht auch immer gut gemacht - Wenn Change einfach nicht funktionieren will

Denn ein Autofahrer ist ja auch kein Formel 1 Fahrer

Ich gehe davon aus, die meisten meiner Leserinnen und Leser haben einen Führerschein und fahren regelmäßig Auto. Alles kein Problem. Wahrscheinlich fahrt ihr auch mal mit fremden Autos. Selbst der Wechsel von Schaltgetriebe auf Automatik oder umgekehrt läuft halbwegs geschmeidig.

Nun stellt euch vor, morgen gibt es ein riesiges Upgrade für euch! Anstatt eines normalen Autos steht ein Formel 1 Rennwagen vor der Tür und ihr sollt damit zur Arbeit fahren! Läuft bei euch? Bei mir auf keinen Fall. Klar, er hat vier Reifen, ein Lenkrad und einen Motor und ich habe einen Führerschein. Zur Arbeit werde ich es mit diesem Gefährt jedoch sicher trotzdem nicht schaffen. -Auch wenn ich es noch so gerne wollte.

So wie mir mit dem Rennauto geht es vielen Menschen während oder nach sogenannten Transformationsprozessen der Organisationen für die sie arbeiten. Im Hintergrund wird geplant, analysiert, optimiert und irgendwann stellt die Organisation den Mitarbeitenden das Formal 1 Auto untern den Arbeitsmodellen vor die Tür (nennt es New Work, Agilität oder wie auch immer) und keiner ist da, der es fahren kann. Blöd irgendwie.

Die vier Seiten ganzheitlicher Transformation

Was gilt es also zu beachten, damit eine Transformation oder ein Change erfolgreich ist? Die Herren Wilber und Ackerman haben hierfür ihr “Vier-Quadranten-Modell” erstellt, das die vier Felder auf welchen “transformiert” werden muss um nachhaltigen Erfolg zu erzielen, beleuchtet. Hierbei gibt es eine Achse aus Kollektiv und Individuum und einer Achse aus Innen und Außen.

Auf der Seite des Kollektivs im Außen entsteht das Rennauto. Hierbei wird intensiv an Strukturen und Prozessen gearbeitet. Im Innern wird an den Themen Kultur und Kommunikation gearbeitet, damit das schicke neue Rennauto auch auf Begeisterung stößt. Ich kann mich noch lebhaft an Zeiten erinnern, in denen im Prinzip nur und ausschließlich auf struktureller und prozeduraler Ebene gearbeitet wurde und nehme inzwischen wahr, dass immer intensiver auch Wert auf den kulturellen Wandel und ein angemessenes Kommunikationskonzept gelegt wird. Das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung erfolgreicher Change-Prozesse. Allerdings fehlen bei dieser Herangehensweise noch immer zwei der laut Wilber und Ackerman relevanten vier Quadranten. -Also die Hälfte!

Denn New Work braucht Inner Work

Da steht es also, unser Rennauto. Dank eines guten Kommunikationskonzeptes finden es zunächst auch alle toll. Die Freude ist groß. Allerdings stellt sich sehr schnell Ernüchterung ein, denn so wie ich am Montagmorgen um mein Rennauto schleiche, so schleichen auch die betroffenen Menschen um das tolle neue Arbeitsmodell und wissen nichts damit anzufangen. Der Frust steigt!

Auf der Ebene des Individuums muss sich im Außen um die Themen Verhalten und Fähigkeiten gekümmert werden. Hierbei stellen zum Beispiel Agile Coaches eine tolle Unterstützung dar. Sie vermitteln das notwendige Handwerkszeug, spiegeln Verhalten und geben Feedback. Zusätzlich erstellt HR eine Lernreise hin zu Agilität, Scrum, Kanban, neuen IT-Systemen oder was es auch immer braucht. Drei von vier Quadranten sind abgedeckt.

So lernen die Menschen in einer Organisation Schritt für Schritt wie das neue, tolle Auto bedient werden muss, um von A nach B zu kommen. So weit so gut. Allerdings ist das neue Auto einfach deutlich schneller als das alte. Ein kleinwenig mehr Gas fühlt sich an wie eine Explosion und die Geschwindigkeit macht unsicher, ggf. sogar ängstlich. Und was ist mit denen die vorher lieber Bus gefahren sind? Es läuft zwar irgendwie, trotzdem wirkt es künstlich, unnatürlich, verkrampft. Man passt sich eben notgedrungen an. Dabei haben weder der Rennwagen noch der Fahrer Spaß. Der Rennwagen muss sich damit abfinden permanent in der Under-Performance zu sein, was dem Motor sicher nicht gefällt. Und der Fahrer ist permanent unsicher oder wenigstens niemals absolut sicher.

Was fehlt ist der vierte Quadrant in Wilbers und Ackermans Modell: Im Inneren muss sich mit dem Individuum inklusive seiner oder ihrer Haltung und Psyche beschäftigt werden, damit die Transformation erfolgreich sein kann. Warum ist das so wichtig? In modernen Kollaborationsmodellen verändert sich vor allem das Thema Führung und Macht. Jede und jeder bekommt in New Work Strukturen einen kleinen Teil der Macht, die in traditionellen Kollaborationsmodellen zentral bei der Führungskraft lag. Das nennt sich dann Empowerment und bedeutet selbstverständlich nicht, dass sich plötzlich alle so verhalten wie früher die Chefs. Vielmehr müssen nun alle gemeinsam im Team entscheiden, sich weiterentwickeln und gemeinsam lernen. Um hier gut und sicher zu agieren braucht es bestimmte Kompetenzen, die Menschen lernen müssen, wie eben auch Rennauto fahren, um dann nicht nur theoretisch schnell fahren zu können, sondern auch so viel Spaß dabei zu haben, dass die Performance des Autos wirklich Formel 1 würdig wird.

Persönlichkeitskompetenzen in einer dynamischen und komplexen Welt

In diesem Zusammenhang haben bereits vor einem guten Jahr Bettina Rollow und Joana Breidenbach drei Kompetenzfelder beschrieben, die in neuen Arbeitsmodellen eine besondere Rolle spielen: die individuellen Kompetenzen, die Beziehungskompetenzen und die Feldkompetenzen. Was gilt es in diesen drei Bereichen konkret zu lernen?

Im Bereich der individuellen Kompetenzen gibt es zwei Ebenen, auf denen ein besonderes Augenmerk liegen sollte: der Selbstkontakt und die Selbstreflexion. In der neuen Arbeitswelt mit fluiden Führungsrollen und weniger äußeren Vorgaben wird der Mensch selbst zu seinem wichtigsten Kompass und Richtungsgeber. Ist der Mensch in einem guten Selbstkontakt ist er sich seiner eigenen Gefühle stärker bewusst und somit in der Lage seine Umwelt bewusster und realistischer wahrnehmen. So können Beziehungen bewusster gestaltet werden, was wiederum dazu führt, dass zum Beispiel Entscheidungen informierter und analytischer getroffen werden, da diese auf mehreren Perspektiven und einer breiteren Faktenlage basieren. Eine gute Selbstreflexion wiederum bedeutet eigene Verhaltensmuster und dahinterliegende Bedürfnisse zu erkennen und so das persönliche Handlungsspektrum zu erweitern. Zum üblichen Reagieren kommt proaktives Agieren hinzu. Auf diese Weise kommen Menschen in der Selbstorganisation deutlich besser zurecht und können leichter eigenverantwortlich mitgestalten.

Schauen wir uns genauer an was sich konkret hinter dem Feld der Beziehungskompetenzen verbirgt, fällt hier zunächst das Thema Empathie, bzw. die transparente und empathische Kommunikation ist Auge. Erfolgreiche Zusammenarbeit im Team hängt in erster Linie von einer guten Beziehungsbasis ab, die eine Arbeitsatmosphäre der von mir so oft beschriebenen psychologischen Sicherheit schafft. Damit eine positiv bewertete Beziehungsbasis entstehen kann, sind unter anderem Fähigkeiten und Techniken der empathischen Kommunikation notwendig. Nur wenn alle im Team in der Lage sind sich auch hinsichtlich ihrer Gefühle und Bedürfnisse präzise und klar auszudrücken, wird es möglich, offen zu diskutieren, ehrliches Feedback zu geben und Konflikte konstruktiv anzugehen. Das Thema Konflikte bringt uns auch schon automatisch zum zweiten Feld im Bereich der Beziehungskompetenzen, das für uns von besonderem Interesse ist: die Fähigkeit, Spannungen auszuhalten. In selbstorganisierten Teams mit hoher Eigenverantwortung wird sehr intensiv um den besten gemeinsamen Kurs gerungen. Hierbei verstecken sich nicht selten Beziehungskonflikte im Mäntelchen der Sachkonflikte. Es ist wichtig, Spannungen im Team zu erkennen und die Angst vor Konflikten abzubauen. Offen über alle relevanten auch nicht fachlichen Themen zu sprechen ist von großer Bedeutung, wenn man das Team tatsächlich als Gesamtressource nutzen möchte. Unangenehmes unter den Teppich zu kehren ist kontraproduktiv.

Im dritten relevanten Bereich, den sogenannten Feldkompetenzen, geht es darum in all der Dynamik und Komplexität, aber auch in dieser Welt voller Möglichkeiten den Überblick nicht zu verlieren. Zwei besonders interessante Bereiche sind hier die sogenannte Metareflexion und die Fähigkeit zur Multiperspektivität in einem Team. Unter Metareflexion versteht man die Fähigkeit die kollektiven mentalen Modelle des Teams zu verstehen. Das heißt welche kulturellen Normen hinsichtlich der Zusammenarbeit gibt sich ein Team und welche sozialen Dynamiken herrschen im Team? Besonders in einem Umfeld der hohen Eigenverantwortung ist diese Fähigkeit von besonderer Bedeutung, da sie eine Voraussetzung dafür ist, einen gemeinsamen Rahmen für das Handeln der einzelnen Teammitglieder zu setzen. Ferner hat die Fähigkeit zur Metareflexion auch direkten Einfluss auf die Multiperspektivität. Multiperspektivität bedeutet, dass jede und jeder im Team ein Verständnis dafür entwickelt, dass Menschen auf Grund ihrer unterschiedlichen Erfahrung auch unterschiedliche Perspektiven und Haltungen entwickeln, wobei jede dieser Perspektiven eine wichtige und wertvolle Ergänzung des Gesamtbildes darstellt. Bei Multiperspektivität geht es nicht darum, andere Perspektiven oder Einschätzung zu respektieren. Multiperspektivität geht hier noch einen Schritt weiter: Es geht darum diese unterschiedlichen Perspektiven wertzuschätzen und jede unterschiedliche Einschätzung dankbar zu durchdenken.

In diesem dritten Bereich passiert aus meiner Erfahrung unter der Überschrift “Diversity & Inclusion” bereits eine Menge in Deutschlands Organisationen. Allerdings müssen wir meiner Meinung nach ein wenig aufpassen, dass diese wichtigen Bestrebungen nicht zur Modeerscheinung verkommen. Außerdem würde ich als Coach gerade mit Fokus auf die Feldkompetenzen der Mitarbeitenden zusätzlich zu Mann-Frau-Herkunft-sexuelle Orientierung-Generationen-Thematik den Fokus auch auf das Thema der kognitiven Diversität richten, denn in letzte Konsequenz geht es auch hierbei darum Unterschiedlichkeit zu integrieren und einen gemeinsamen Weg zu finden.

Der systemische Coach und Change Manager als Fahrlehrer in Rennwagen-Organisationen

Ja, Unternehmen sind gut beraten, wenn sie ihren Mitarbeitenden Fahrstunden für das neue Arbeitsmodell, die neue Struktur, den neuen Prozess anbieten. - Und zwar ganzheitlich, auf allen im Modell beschriebenen Ebenen. Hierbei können systemische Coaches und Change Manager so viel mehr leisten, als Kommunikationskonzepte zu entwickeln. Sie habe das Handwerkszeug um auch an den individuellen Kompetenzen, den Beziehungskompetenzen und den Feldkompetenzen zu arbeiten, wenn man ihnen den Raum und den Rahmen dafür gibt. New Work needs inner work! Und hierbei sollte man beim Management beginnen. Nur so kann es zu diesen wunderbaren Flow-Erlebnissen auch in der wilden Welt der New Work kommen. Nur so werden Organisationen zu lernenden und hoch performanten Organisationen und sind nachhaltig den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen. Eigentlich dürfte ich mir mit dieser Perspektive keine Gedanken hinsichtlich meiner beruflichen Zukunft machen. Dennoch merke ich wieder und wieder, dass es ein ewiger Kampf zu sein scheint, bei den Entscheidungsträgern für die Notwendigkeit systemischer Begleitung zu werben. Change wir häufig nur auf der Dimension der Strukturen und Prozesse gesehen. In diesem Zusammenhang ist klar, dass Menschen ihr neues Handwerk oder neue Fähigkeiten lernen müssen. Hier wird der Rahmen für gewöhnlich automatisch geschaffen. Im besten Fall wird die Ebene der Kultur und Kommunikation ebenfalls mit einbezogen. An dieser Stelle darf ich als Coach und Beraten häufig unterstützen und mitgestalten. Trotzdem fehlt die vierte Ebene, die individuelle innere Arbeit. Schauen wir uns all diese Veränderungsvorhaben an, die langfristig scheitern (es gibt Statistiken, die behaupten es seien 75%), liegt das gefühlt immer wieder daran, dass diese vierte Dimension einfach nicht Teil des Prozesses war und die Menschen ihre neuen Rennwagen zwar fahren, dabei aber viel zu vorsichtig sind, unter ihren Möglichkeiten agieren und dadurch irgendwann zunehmend frustriert werden.

Wie nehmt ihr diese unterschiedlichen Dimensionen in Veränderungsprozessen wahr? Besonders interessant würde ich Feedback von “Betroffenen” finden. Aber auch Feedback und Erfahrungen meiner Coach und Consultant Kolleginnen und Kollegen würde mich interessieren.

Habt einen schönen Sonntag.

Eure Constance

PS: Wer jetzt auf die Idee kommt, dass all die “Leader as Coaches”, also die Führungskräfte mit coachendem Führungsansatz, diese Lücke in Dimension vier füllen könnte, dem sei ganz klar gesagt “Nein!”. Eine Führungskraft ist und bleibt Führungskraft und der coachende Ansatz in der Führung hat ganz klare Grenzen. Mehr dazu findet ihr in meinem letzten Artikel. Also einfach weiter nach unten scrollen! ;)

Den Blick aufs grosse ganze

Erfolgreiche Transformation geht nur mit ganzheitlichem Ansatz. Denn New Work braucht auch Inner Work!