Konflikteskalation

Für Jarin: „… hab nen Luftballon gefunden. Denk an dich und lass ihn fliegen…“

Wenn es nur noch Verlierer gibt…

In den beiden Wochen seit meinem letzten Blog ist eine Menge passiert. Während ein weiterer furchtbarer Krieg ausgebrochen ist, habe ich gleich vier Workshops zum Thema Konfliktmanagement gegeben. Viermal habe ich davon erzählt, dass die neunte und letzte Stufe auf Glasls Skala zur Konflikteskalation “Gemeinsam in den Abgrund” heißt und gleich viermal habe ich erklärt, dass wir ab diesem Grad der Eskalation sogar eigene Verluste in Kauf nehmen, solange der andere noch etwas mehr verliert. Ab einem gewissen Punkt gibt es nur noch Verlierer.

Viermal habe ich erklärt, wie das große Harvard-Konzept zur Konfliktverhandlung in Nahost offensichtlich gescheitert ist. Und vielleicht ist es Israel in Anbetracht des Grauens auch nicht mehr zumutbar, die für eine Verhandlung notwendigen Kompromisse einzugehen. Wie auch, bei so vielen Toten, bei enthaupteten Kindern, entführten Babys…? Es steht mir nicht zu, an dieser Stelle zu bewerten oder zu urteilen wo dieser Konflikt seinen Ursprung nahm. Ich bin einfach nur traurig und frage mich, wohin diese Welt steuert. - Diese wunderschöne Welt, unser aller Zuhause.

Am Ende meiner Weiterbildung bei Richard Bandler vor zwei Wochen hat er davon erzählt, dass er, der auch die NASA berät, eines der ersten Fotos zuhause hat, das die ersten Menschen auf dem Mond gemacht haben. Es ist ein Bild unserer Erde. Die ersten Menschen auf dem Mond haben nicht den Mond fotografierte, sondern die Erde. Richard Bandler hatte die Möglichkeit, die Crew zu diesem Foto zu befragen und sie sagten, dass ihnen die absolute Schönheit der Erde in diesem Moment bewusstwurde und sie nicht anders konnten, als den schönen blauen Planeten im Bild festzuhalten. Und wir sitzen hier unten und machen alles kaputt…

Eine Reise in die Vergangenheit

Die Geschehnisse in Israel haben mich in den letzten Tagen immer wieder in meine eigene Vergangenheit katapultiert, 25 Jahre zurück in eine wilde Zeit geprägt von Neugier, Freiheit und Mut. Nachrichten scheinen manchmal (zum Glück) so weit weg zu sein. Der Konflikt in Israel ist mir jedoch seit 25 Jahren recht nah. Ich war 19 und auf meiner großen Rucksackreise. Irgendwo im Nirgendwo stand er da: Jarin! Ich war fünf Tage lang schockverliebt. Er auch. Er war Mitte zwanzig, Israeli und ziellos. Ich erinnere mich, wie wir Nächte lang geredet haben, geredet, geträumt, gelacht und geweint. Jarins Großeltern väterlicherseits waren deutsche Holocaustüberlebende. Er sprach fließend Deutsch. Seine Mama war israelische Christin. Er verlor seine Großeltern, seine Eltern und sein große Schwester in einem Attentat der Hamas, in einem Krieg, den er nicht als seinen sah. Auf dem Papier war er zwar Israeli, aber Christ, einen deutschen Pass hatte er zudem. Wo er hingehörte wusste er nicht mehr.

Seit dem Tag, an dem er seine Familie verloren hatte, war er ziel- und heimatlos unterwegs. Zurück nach Israel wollte und konnte er nicht. Er galt als fahnenflüchtig. Wohin er wollte wusste er auch nicht. Er sprach von Hamburg, weil er das Meer liebte und seine Großeltern trotz ihrer schrecklichen Vergangenheit immer wieder positiv von Deutschland gesprochen haben.

So reisten wir ein kleines Stück gemeinsam. Ich genoss die Zeit mit ihm so sehr, wissend, dass sie begrenzt sein würde. Ich erinnere mich noch gut an seine warmen braunen Augen, in denen selbst in den fröhlichsten und unbeschwertesten Momenten immer auch Traurigkeit und Leere zu sehen war. Er war nicht wütend, nicht auf die Hamas, nicht auf Israel. Er war leer. Er sagte immer, es sei nicht sein Krieg, er wollte einfach nur in Frieden leben, so wie seine Familie, seine Eltern und Großeltern es wollten. Er hasse nicht, er könne nicht hassen. Nur lieben könne er auch nicht mehr.

Wir verabschiedeten uns Mitten in Irland, in Kilkenny. Am letzten Abend tranken wir noch ein gemeinsames Guinness und er ließ mir einen Spruch in meinem Reisetagebuch da: “Ich wandle einsam, mein Weg ist noch lang. Hinauf zum Himmel schau’ ich so bang. Kein Stern von oben blickt niederwärts, einsam der Himmel und traurig mein Herz. Mein Herz und der Himmel - sie plagt gleiche Not: Sein Glanz ist erloschen, meine Liebe ist tot.” Keine Ahnung, wen er da zitierte. Ich zitiere seitdem ihn.

Krieg und Frieden

Es war eine intensive Zeit, damals mit 19. Zum ersten Mal habe ich eine wirkliche Idee von Krieg bekommen. Zum ersten Mal konnte ich unmittelbar spüren, was Krieg tut. Er zerstört und zerreißt. -Nicht nur die aktiven Akteure, sondern alle, die nicht weit genug weg sein können. Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen? Mit diesem Gedanken bin ich weitergereist. Der Zufall wollte es, dass ich nur wenige Wochen später an der irischen Westküste einen waschechten und zwischenzeitlich begnadigten Terroristen kennengelernt habe. Ein alter, gebrochener Mann, der sein Leben in Guinness und Whisky ertränkte und mir erklärte, dass er damals gemeinsam mit seinen Brüdern bei der IRA so sehr damit beschäftig war, für eine bessere Welt und ein besseres Leben für seine Familie, Frau und Kinder, zu kämpfen, dass er vergessen habe, eine Familie zu gründen. Nun sei er alt, einsam und habe seine besten Jahre an den Kampf verschenkt. Ich fragte mich wie viele Jarins er wohl zurückgelassen hatte und trotzdem tat er mir leid. Er hat von einer besseren und aus seiner Sicht gerechteren Welt geträumt und sich dabei verzockt. Er war blind vor Hass.

Gut und Böse, Richtig und Falsch

Damals habe ich beide Seiten erlebt und habe für mich begriffen, dass richtig und falsch, Gut und Böse häufig eine Frage der Perspektive ist. Die einzig absolute Macht ist für mich die Liebe, Liebe und Empathie. Betrachte ich mir typische Konfliktspiralen spielt der Verlust der Empathie im Rahmen der Eskalation eine große Rolle und es macht mir Angst zu sehen, mit wie wenig Empathie die Terroristen der Hamas Menschen auf schrecklichste Arten getötet haben. Ebenso macht es mit Angst, dass Israel sich offensichtlich gefühlt immer weniger Empathie mit all den unschuldigen Menschen in Gaza leisten kann. Natürlich frage ich mich, wo das alles hinführen soll, auch geopolitisch betrachtet…

Vielleicht sollten wir alle gemeinsam auf den Mond fliegen, um zu sehen wie wunderschön und beschützenswert unsere Erde und unser Leben auf unserer Erde ist. Probleme werden kleiner je weiter man weg ist…

Im Radio läuft gerade Grönemeyer “Kinder an die Macht”: Die Armeen sind aus Gummibärchen, die Panzer aus Marzipan. Kriege werden aufgegessen, einfacher Plan, kindlich genial…

Ich denke an Jarin. Jarin bedeutet “er wird froh sein”. Ich hoffe er hat einen Ort gefunden um zur Ruhe zu kommen, froh zu sein, vielleicht ja sogar in Hamburg. Er liebte Nenas 99 Luftballons und beharrte darauf, dass Kriege keinen Platz für Sieger ließen. Heute Abend werde ich wieder einmal die Nachrichten schauen und wissen, dass er recht hatte. Und gleichzeitig wird mein Herz auch all jene verstehen, die aus Trauer um ihre Liebsten erfüllt von Rachegefühlen auf der Eskalationsskala von Glasl weiter gemeinsam in den Abgrund steuern. Es ist eben nicht schwarz-weiß.

Habt einen friedlichen Sonntag voller Liebe.

Euere Constance

Gebt den Kindern das Kommando. Sie berechnen nicht was sie tun.

Es gibt kein Schwarz, es gibt kein Weiß…

Weihnachten! - Fest der Liebe? Von Eskalation und Deeskalation und einer Welt die den Fokus verliert

Stellt euch vor…

Ich weiß, der gute Katholik wartet eigentlich bis nach Totensonntag, ist mir aber egal! Meine Vorfreude ist riesig, deshalb habe ich bereits in dieser Woche die erste Eskalationsstufe gezündet: Meine Weihnachtsdeko steht und leuchtet und glitzert! Sie erfüllt mein schönes, sicheres und warmes Zuhause mit einer zusätzlichen Portion Wärme und Gemütlichkeit! Weihnachten! Das Fest der Liebe, der Familie, des Miteinanders. Ganz besonders hoffe ich natürlich, dass ich im Gegensatz zum letzten Jahr, in diesem Jahr wieder mit etwas mehr Menschen feiern darf. Ich denke jetzt schon darüber nach, was ich kochen möchte. Die Auswahl ist riesig und es bedeutet mir viel, meine Familie und meine Freude an den Feiertagen verwöhnen zu können. Eines meiner absoluten Jahreshighlights! Vielleicht geht es dir ja auch ähnlich.

Jetzt stellt dir einmal vor, du wärst an einem anderen Ort geboren. So gründest du auch deine Familie, die du an den Feiertagen verwöhnen möchtest, an einem anderen Ort. Vielleicht ist das Wetter anders und du glaubst an einen anderen Gott. Vielleicht tragen deine Feiertage jetzt einen anderen Namen und finden in einem anderen Monat statt. Was jedoch gleich bleibt, ist die Liebe zu deiner Familie und das Bedürfnis, dich gut um deine Familie zu kümmern, sie zu verwöhnen und deinen Kindern einen guten und sicheren Start in ihr Leben mitzugeben. An diesem Ort herrscht jedoch Krieg oder Hunger, oder gleich beides. Du weißt, es gibt einen besseren Ort für deine Familie, einen sicheren Ort, ohne Hunger. Verrückt wärst du, dort nicht hingehen zu wollen. Allerdings scheint der Weg zu beschwerlich, fast unmöglich. So tust du also dein Möglichstes, deine Familie zu schützen und satt zu bekommen. Was bleibt ist der Traum von einem besseren Ort.

Plötzlich erreicht dich ein Angebot über Belarus nach Europa reisen zu können. Alles ganz einfach, quasi eine Art Pauschalreise. Du verkauft alles was du hast, verschuldest dich vielleicht sogar. Du packst deine sieben Sachen, deine Kinder, deinen Mann oder deine Frau, vielleicht sogar noch deine alten und gebrechlichen Eltern und machst dich guten Glaubens auf in ein besseres Leben.

Weil Märchen doch nur Fabeln sind

Doch alles kommt anders als erhofft. Du findest dich im Niemandsland, im Wald zwischen Belarus und Polen wieder. Es ist bitter kalt. Du kommst weder vor noch zurück. Auf beiden Seiten Polizei und Armee, die dich hin und her jagen. Keine Toiletten, kein Essen, kein Dach über dem Kopf. Du sitzt da, im nasskalten Winter, dein kleines Kind auf dem Arm. Es hat Fieber. Du frierst und versuchst doch alles, dein Baby zu wärmen. Es weint, denn es hat Hunger. Du hast nichts zu essen und es gibt auch keinen Ort, zu dem du gehen könntest, um Essen zu holen. Frohe Weihnachten! Ein gesegnetes Fest! Tränen hast du schon lange nicht mehr. Neben dir dein alter Vater, der täglich schwächer wird, droht zu erfrieren. Dein Traum von einer besseren Welt ist zum Alptraum geworden und du drohst selbst das Letzte und Wertvollste zu verlieren, was du noch hast: deine Familie und dein eigenes Leben. Bist du nicht gegangen, um genau das zu schützen? Dass du zu einem politischen Spielball geworden bist, weißt du nicht und verstehst du nicht, denn du siehst nur das Hier und Jetzt und hoffst und betest Tag und Nacht, dass deine Liebsten dir erhalten bleiben. Es geht nicht mehr um ein besseres Leben. Es geht nur noch um das Leben selbst.

Die Vorstellung, dass ich dort sitzen könnte, im Niemandsland, frierend und hungernd, hoffend, dass meine Kinder nicht erfrieren oder verhungern, bricht mir das Herz. Ich sitze hier, in Wärme und Sicherheit und habe alles, weil mir das Glück zu Teil wurde, zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren worden zu sein.

Und dann geht es ja auch noch ums Prinzip…

Seit Wochen beobachte ich die Situation an der Grenze zwischen Polen und Belarus und seit Wochen denke ich mir, dass man doch nicht so mit Menschen umgehen kann, so kalt und so ignorant. Warum? Um einem Herrn Lukaschenko klar zu machen, dass seine Art, sein Land zu führen inakzeptabel ist. Ja, das ist sie, unumwunden! Davongejagt gehört dieser Despot! Aber welchen Preis sind wir bereit dafür zu zahlen? Indem wir (und damit meine ich den Westen, unsere Wertegemeinschaft, Europa) den Führungsstil eines Herrn Lukaschenkos verurteilen, geben wir diesen unterschiedlichen Systemen auch eine moralische Wertung und natürlich finde ich, dass die Demokratie einer Diktatur moralisch absolut überlegen ist. Aber welche Moral zeigt sich wiederum an dieser besagten Grenze, an der man Menschen, die zum Opfer des Systems Lukaschenko geworden sind, so leiden lässt, ihren Tod in Kauf nimmt? Von Liebe und Nächstenliebe ist hier nicht viel zu spüren. Von Moral und Ethik auch nicht.

Nur miteinander reden hilft…

Inmitten dieser Gemengelage dann die Meldung, dass Frau Merkel zum Telefonhörer gegriffen hat, sogar mehrfach! Wie kann sie nur mit diesem Despoten sprechen? Totale Empörung in Polen und auch in Deutschland! Ausgerechnet aus Richtung der Grünen gibt es scharfe Kritik. Auch aus der belarussischen Opposition kommt deutliche Kritik. Und ich denke mir nur, “Ist das euer Ernst? Wer für eine bessere Welt kämpft, wer diesen großen Mut aufbringt, weil die belarussische Opposition, der sollte auch zu einer besseren Welt beitragen, wann immer er oder sie die Chance hat!”. Es geht um Menschenleben. Gibt es etwas wichtigeres? Ich war nie ein expliziter Merkel-Fan und auch kein Gegner. Genau zweimal hat sie mir jedoch besonders imponiert: Als sie es nicht mehr hinnehmen konnte und wollte, dass Menschen an Bahnhöfen leiden und nun, da sie die moralische Überlegenheit unseres Systems durch Menschlichkeit unter Beweis stellt. Sie hat quasi im Alleingang zum Telefonhörer gegriffen, weil sie verstanden hat, dass diese Prinzipienreiterei, dieses quasi Aufflammen einer erneuten kalten Kriegssituation das Leben Unschuldiger kosten kann. Das ist ein Preis, den ich als Gesellschaft nicht zahlen möchte. Es geht ja auch gar nicht darum, dass all die Unglücklichen an der Grenze nun nach Polen reisen sollen und es geht auch nicht darum, dass Lukaschenko als legitimer Präsident anerkannt wird. Es geht darum, eine Lösung für Menschen zu finden, die verhindert, dass sie sterben, verhungern, erfrieren. Und Lösungen findet man nun mal nur, indem man miteinander redet. Das ist das kleine Einmaleins der Mediation. Verpasst man den Punkt miteinander zu sprechen, ist eine Eskalation unausweichlich. Hinzu kommt, dass die Machthabenden in Polen mit ihrer ausgesprochen interessanten Kriegsrhetorik zusätzlich Öl ins Feuer schütten. Zu behaupten, man habe eine Schlacht gewonnen, weil einige der Flüchtlinge mit Bussen an der Grenze abgeholt wurden und wohl wieder in ihre Heimatländer gebracht werden, kann auf der Seite Lukaschenkos durchaus als Provokation empfunden werden. Das ist nicht hilfreich. Vielmehr empfinde ich es als menschenverachtend!

Erste Erfolge stärken Merkels Initiative den Rücken, finde ich. Immerhin sitzen die Leute jetzt größtenteils wenigstens in Fabrikhallen und die ersten konnte sogar schon die Heimreise antreten. Ich wünsche mir, dass Frau Merkel noch öfter mit Herrn Lukaschenko spricht, um eine Lösung für jeden einzelnen Menschen, der derart perfide von einem System instrumentalisiert wurde, zu finden. Denn das muss jetzt oberste Priorität haben und hat nichts mit einem Gesichtsverlust des Westens, oder wie es Polen ausdrückte, mit Verrat zu tun. Es ist ein konsequentes Umsetzen unserer Werte. Das sollte auch die weißrussische Opposition verstehen! Was im nächsten Schritt mit Lukaschenko passiert, wird sich zeigen. Ich frage mich ohnehin, wie lang Putin es sich noch leisten kann, ihm die Stange zu halten. Aber was weiß ich schon von Politik und Diplomatie. Ich bin für beides offensichtlich viel zu emotional. Ich sehe nur Weihnachten, das Fest der Liebe und gleichzeitig sehe ich, wie Leid und Hunger direkt vor unserer Tür aus Prinzip hingenommen werden. Das passt für mich nicht zusammen…

War is over… if you want it…

Danke John Lennon! Dein Lied werde ich wohl noch einige Jahre hören, wie ein Mantra einer besseren Welt!

Ich wünsche euch da draußen einen ruhigen Totensonntag. Vergesst dabei nicht, auch an die Lebenden zu denken. Und danach ist dann auch offiziell Feuer frei: Raus mit der Weihnachtsdeko, den Kerzen, den Lichtern und dem Glitter!

Eure Constance

War is over…

… if you want it…

Zum Jahrestag der Erstürmung der "Landshut": Terrorismus oder das Ende des Miteinanders

Der Deutsche Herbst

Wer die Ereignisse des Deutschen Herbstes kennt und auch hinsichtlich der Entführung der Landshut einen groben Ablauf im Kopf hat, darf getrost zur nächsten Zwischen-Überschrift weiterspringen. In meinen Schulungen in der Luftfahrt, in denen “die Landshut” noch immer Thema ist, stelle ich gerade bei der Generation unter vierzig immer wieder fest, dass diese Phase der deutschen Geschichte nicht wirklich präsent ist. Deshalb hier ein ganz kurzer Abriss der Ereignisse. Vorweg sei gesagt, dass ich keine Historikerin bin und die von mir dargestellten Ereignisse keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben.

Wir schreiben das Jahr 1977. Deutschland wird schon seit mehreren Jahren vom linksradikalen Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) außer Atem gehalten. Zwar sitzt die Führungsriege der sogenannten ersten Generation der RAF im Hochsicherheitsgefängnis Stammheim in Haft, allerdings hat sich inzwischen eine zweite Generation linksradikaler Terroristen zusammengefunden, die mit Unterstützung der palästinensischen Terrororganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) weiterhin Terror ausübte. Im Herbst des Jahres 1977 sollten die gemeinsamen Bemühungen ein Ziel haben: die Freilassung der Führungsriege der ersten Generation (darunter Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Rasper und Irmgard Möller). Mit diesem Ziel vor Augen stürzten sie Deutschland zwischen September und Oktober 1977 in eine der schwersten Krisen des Landes. Die Bezeichnung Deutscher Herbst leitet sich übrigens von einem Dokumentarfilm ab, der ein Jahr später erschienen ist. Aber was war passiert? Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1977 erschossen RAF Kommandos bereits den Generalbundesanwalt Siegfried Buback und den Vorstandssprecher der Dresdner Bank Jürgen Ponto. Außerdem scheiterte ein Anschlag auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Die heiße Phase des Deutschen Herbstes begann am 5. September mit der Entführung des Arbeitgeberpräsidents Hans Martin Schleyer in Köln. Die Entführer drohten mit dessen Ermordung und forderten die Freilassung von insgesamt elf RAF-Mitgliedern. Nachdem sich die Entführung Schleyers bereits drei Wochen hinzog und die Bundesregierung unter Helmut Schmidt klar machte, die Forderung nicht zu erfüllen, bot die PFLP ihre Hilfe an und schlug der RAF zwei Szenarien vor: entweder eine Geiselnahme in der Deutschen Botschaft in Kuwait oder die Entführung einer Lufthansa Maschine auf dem Weg von Mallorca nach Deutschland. Die Entscheidung ist uns allen bekannt und so nahmen die Ereignisse am 13. Oktober 1977 ihren Lauf: ein vierköpfiges Terrorkommando (zwei Männer, zwei Frauen) schmuggelten, versteckt in Kosmetikköfferchen und in einem Radio, zwei Pistolen, vier Handgranaten und etwa 500g Sprengstoff an Bord des Lufthansafluges LH181. Unterwegs war die Lufthansa an diesem Tag mit einer Boeing B737 namens Landshut.

In französischen Luftraum übernahm das Terrorkommando die Kontrolle über die Maschine. Man wollte nach Zypern, musste jedoch in Rom zwischenlanden, da das Kerosin nicht reichte. Schließlich in Zypern angekommen, vermittelte die PLO und es sollte in den Libanon weitergehen. Da die Flughäfen von Beirut, Damaskus, Bagdad und Kuwait gesperrt waren, ging es jedoch über Manama nach Dubai. In Dubai gelang es dem Kapitän der Landshut, Jürgen Schumann, Informationen bezüglich der Entführer nach draußen zu geben. Leider teilte das der Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate so auch im Fernsehen mit. Davon erfuhren die Entführer und drohten Kapitän Schumann das erste Mal mit dessen Erschießung. Nach drei Tagen ohne Klimaanlage in der Sonne Dubais sollte es in den Oman weitergehen. Da der Oman keine Landeerlaubnis gab, ging es nach Aden. Auch hier wollte man die Landshut nicht und sperrte kurzerhand die Bahn. Da der Sprit jedoch zu Neige ging, musste Kapitän Schumann trotzdem landen, nachts auf einem Sandstreifen neben der Bahn. Da er Sorge hatte, dass dabei das Fahrwerk beschädigt wurde, gestatteten die Entführer Kapitän Schumann nach draußen zu gehen und das Fahrwerk zu überprüfen. Als er erst nach einer guten Stunde zurückkehrte, mutmaßten die Entführer, dass er erneut Kontakt zu Behörden aufgenommen und Informationen weitergegeben hatte. Daraufhin erschoss ihn einer der Terroristen im Mittelgang des Flugzeuges mit einem gezielten Kopfschuss.

2008 konnte man tatsächlich den Kommandeur einer jemenitischen Sondereinheit ausfindig machen, mit dem Kapitän Schumann im Rahmen seines sogenannten Outside Checks Kontakt aufgenommen hat. Er erzählte, dass Kapitän Schumann sehr besorgt um das Leben seiner Passagiere war, weil er eine Beschädigung des Flugzeuges nicht ausschließen konnte und ihn bat, den Weiterflug der Maschine unbedingt zu verhindern. Man könnte sagen, er starb, weil er sich selbst in dieser Ausnahmesituation der großen Verantwortung für die ihm anvertrauten Passagiere und seiner Crew bewusst war und diese annahm. In meine Blogs schreibe ich so oft über Führung und Führungsqualitäten. Kapitän Schumann hat wirklich verstanden, dass es nicht um Macht, Rang oder Prestige geht, sondern um Verantwortung.

Vor einigen Jahren durfte ich die Nichte von Kapitän Schumann als Teilnehmerin in einer Schulung zur Luftsicherheit begrüßen. Sie hat ihren Onkel nie kennengelernt. Und jedes Mal, wenn ich am Flughafen in Frankfurt die Kapitän Schumann Straße entlangfahre, fällt mir auf, wie nah Geschichte sein kann.

Mit dem toten Kapitän Schumann an Bord ging es weiter nach Mogadischu. Die emotionale Belastung der Passagiere und auch der Crew bis dahin kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe so oft in meiner Uniform an der Flugzeugtür gestanden und mir angeschaut, wer so einsteigt und so oft habe ich mich von meinen Kapitänen mit einem “bis zum nächsten Mal” verabschiedet. Für meine Kolleginnen und Kollegen der Landshut gab es kein nächstes Mal mit ihrem Kapitän.

Nach der Landung in Mogadischu drohten die Entführer schließlich, die gesamte Maschine in die Luft zu sprengen. Es wurden Ultimaten ausgehandelt, die einer Einheit des Bundesgrenzschutzes, der GSG9, die Zeit verschafften, die sie brauchten, um sich zu positionieren. Um als deutsche Einheit auf somalischen Boden gewähren zu dürfen, gab es wohl die ein oder andere Waffenlieferung. Wie dem auch sei, am 18. Oktober um 00:05 Uhr MEZ (etwa 90 Minuten vor Ende des Ultimatums) wurde gestürmt. In Anbetracht der Gemengelage hätte man viele Tote und Verletzte erwarten können. Im Schusswechsel starben jedoch nur drei der vier Terroristen. Wie nervenstark und professionell müssen diese GSG9 Beamten gewesen sein? Eine der Terroristen, Souhaila Andrawes, überlebte schwer verletzt. Ihre Gesinnung machte sie noch auf dem Weg zum Krankenwagen deutlich, mit Victory-Zeichen und den Worten “tötet mich, wir werden siegen”. Heute lebt sie unbehelligt in Norwegen. Für ihre Tat saß sie lediglich vier Jahre in Haft. Zwar wurde sie in Somalia zu 20 Jahren Haft verurteilt, jedoch recht schnell in den Irak abgeschoben. Über Beirut ging es nach Zypern und schließlich nach Norwegen, wo ihr als Palästinenserin politisches Asyl gewährt wurde. Zwar wurde sie in Folge auch in Deutschland verurteilt, durfte ihre Haft jedoch in Oslo verbüßen, wo sie aus gesundheitlichen Gründen (Nachwehen der Schussverletzungen) sehr vorzeitig entlassen wurde.

Die inhaftierte Führungsriege der RAF beging noch in der gleichen Nacht kollektiven Selbstmord und einen Tag später wurde auch die Leiche Hans Martin Schleyers in einem Kofferraum im Elsass gefunden.

Der Deutsche Herbst war vorbei. Kanzler Schmidt hatte sicher eine der schwersten Entscheidungen seiner Karriere zu treffen und deren Konsequenzen auszuhalten. In Deutschland wurde es Winter.

Über Terrorismus und Kriminalität - der Versuch einer Abgrenzung

Die Ereignisse rund um die Entführung der Landshut bieten für mich als Human Factors Trainer unzählige Möglichkeiten anzuknüpfen: der Zusammenhang zwischen Führung und Verantwortung, wie Kapitän Schumann ihn zeigte, die unglaubliche Stärke der menschlichen Seele oder des Geistes, der alle Geiseln diese extreme Situation aushalten ließ, die Gnadenlosigkeit von Entscheidungen, wie sie Kanzler Schmidt sicher verspürt hat, oder das außergewöhnliche Stressmanagement jedes einzelnen GSG9 Beamten und die extrem gute Zusammenarbeit im Team der GSG9, die absolute High Performance hervorgebracht hat. Vielleicht werde ich mir das ein oder andere zu den nächsten Jahrestagen vorknüpfen. Heute möchte ich mich mit einem Thema auseinandersetzen, das mich schon seit Jahren beschäftigt: woher kommt Terrorismus und was können wir aus dem, was war, lernen.

Meine erste wirkliche Berührung mit Terrorismus hatte ich, als ich mit 19 im Ausland als Barkeeperin gearbeitet habe und einer der Stammgäste, ein alkoholabhängiger alter Mann, mir im Gespräch erzählte, dass er ein inzwischen begnadigter Terrorist war. Mit 19 ist man da erstmal sprachlos. Also erzählte er. Er berichtete wie er als junger, unterprivilegierter Mann mit der falschen Religion unbedingt für eine bessere Welt für seine Kinder kämpfen wollte. Natürlich gab es während des Kampfes für eine bessere Welt Kollateralschäden, die er augenscheinlich sehr bedauerte. Am meisten bedauerte er jedoch, dass er, während er total mit Kämpfen beschäftigt war, völlig vergessen hat, sich eine Frau zu suchen, mit der er eine Familie hätte gründen können. Dann kam er ins Gefängnis und als er rauskam, war es zu spät, um eine Familie zu gründen. Das ist irgendwie fast schon tragisch. Vor mir saß ein alter, einsamer, gebrochener Mann. Er hätte mir leidtun können, hätte ich nicht einige Wochen zuvor einen jungen, attraktiven, charmanten Mann kennengelernt, dessen Tragik es war, dass er seine Eltern und seine Großmutter bei einem Terroranschlag verloren hat.

Schon Albert Camus hat sich in seinem Drama “Die Gerechten” mit der Frage, ob der Zweck die Mittel heilige, auf intellektueller Ebene auseinandergesetzt und ist nach meinem Empfinden zu keiner befriedigenden Antwort gekommen. Was ist im Kampf für eine bessere Welt oder eine bessere Gesellschaft erlaubt? Wie weit darf man gehen? Diese Fragen haben mich zu dem Aspekt gebracht, der Terrorismus aus meiner Sicht von Kriminalität unterscheidet: ein Krimineller ist sich bewusst darüber, etwas Illegales zu tun, während ein Terrorist von der Richtigkeit seines Tuns so überzeugt ist, wie ich überzeugt davon bin, dass man eben diese Terroristen aufhalten muss. Es ist verrückt, dass Souhaila Andrawes bis heut immer wieder Flüge bei Lufthansa bucht und sich darüber wundert, dass man sie nicht mitnehmen möchte… Klar, in ihrer Welt hat sie nichts Falsches getan. Sie hat für ihre Ideale gekämpft. Wer oder was ist da schon die Deutsche Lufthansa?

Woher kommen Terroristen?

Wenn man Terror als einen Konflikt betrachtet, den eine Gruppen von Menschen mit dem Staat, der restlichen Welt oder einer Religion hat, dann ist dem Mediator klar, dass die Ursache von Terrorismus eine unterschiedliche Meinung oder eine andere Perspektive ist. Betrachtet man sich die Ursprünge der RAF, findet man eine Generation junger Studenten, die das Verhalten ihrer Eltern während der Zeit des Nationalsozialismus kritisch hinterfragt haben. Auch der Kapitalismus, die parlamentarische Demokratie und die bürgerliche Art zu leben wurde hinterfragt. Man war nicht mehr und nicht weniger, als auf der Suche nach einer besseren Form gesellschaftlichen Zusammenlebens und mit der Ablehnung des Vietnamkriegs war man auch gegen Krieg und für Frieden. Das hört sich großartig an. Ich hätte mitgemacht. Es bildete sich die Außerparlamentarische Opposition (APO), die sich politisch engagierte. Man hinterfragte Kanzler Giesinger, da dieser im Dritten Reich als Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes auf Seiten der Nazis aktiv war und hinterfragte so auch die noch junge Bundesrepublik. Man überlegte vielleicht sogar völlig zurecht, ob das System, das alte Nazi-Kader wieder an die Macht brachte, das richtige System für einen wirklichen Neuanfang nach dem Unrecht des Dritten Reichs sei. Was um alles in der Welt konnte einige dieser klugen, reflektierten, mutigen jungen Menschen zu gewalttätigen Mördern werden lassen?

Was einen jeden eskalieren lässt, ist wenn man seine Meinung nicht hört oder hören möchte, man denjenigen außenvor lässt, ihn respektlos behandelt und nicht wahrnimmt (wir sind hier mal wieder bei Maslows Bedürfnispyramide). So erging es der APO. Obwohl sich hier ausgesprochen viele Menschen organisierten und man getrost von einer Bewegung sprechen darf, wurde diese von den Mächtigen in Politik und Gesellschaft ignoriert. War ja auch viel einfach so. Anders hätte man sich womöglich mit seiner eigenen Vergangenheit und seiner eigenen Verantwortung auseinandersetzen müssen.

Konflikteskalation nach Glasl, auch historisch betrachtet

Was passiert, wenn man mir nicht zuhört? Ich rede etwas lauter und lauter und lauter und lauter. Irgendwann schreie ich. Auch die Schreie der RAF wurden ignoriert. Es kam zu dem, was Camus beschrieben hat: es kam zu einer Strategiediskussion innerhalb der Studentenbewegung, die sich mit der Legitimation von Gewalt zum Erreichen der Ziele beschäftigte. Am Ende stand zunächst der Konsens, dass “Gewalt gegen Sachen” in jedem Fall gerechtfertigt sei. Der Staat sah das naturgemäß anders, zog die Daumenschrauben an, der Konflikt eskalierte weiter, die RAF ging in den Untergrund und irgendwann war man wohl der Meinung, dass durchaus auch Gewalt gegen Menschen gerechtfertigt sei, um sich Gehör zu verschaffen. Auf Glasls Skala zur Eskalation von Konflikten befinden wir uns auf Stufe 9 (hier ein Link zum erklärenden Blog). Ab hier gibt es keine Sieger mehr. Die Terroristen schauen nicht mehr nach links oder nach rechts, wie der alte Gast in dieser Bar am Ende der Welt, der das wichtigste in seinem Leben aus den Augen verloren hat, weil er nur noch den Kampf sehen konnte und dabei vergessen hat, wofür er eigentlich kämpfen wollte. Der Staat ist in die Enge getrieben und muss Entscheidung treffen, wie Kanzler Schmidt im Herbst 1977, eine gesamte Gesellschaft lebt in Angst und Menschen verlieren das wertvollste, was sie haben: ihr Leben. Zurück bleiben Familien und Freunde, die für den Rest ihres Lebens mit diesem Verlust klarkommen müssen.

Es geht mir nicht darum Terrorismus zu legitimieren. Wenn Menschen, aus welchen Gründen auch immer, die Grenzen hin zu Gewalt überschreiten, gibt es für mich keine Rechtfertigung mehr. Der Unterschied zu kriminellen Gewalttätern ist für mich als Mediator jedoch, dass man als Gesellschaft die Möglichkeit hat, terroristische Gewalt zu verhindern, wenn man zu einem sehr frühen Zeitpunkt deeskalierend vorgeht, indem man sich mit anderen Meinungen auseinandersetzt, allen Menschen Respekt entgegenbringt und vor allem, indem man sich zuhört.

Mein Blick in die Welt - mit der Vergangenheit im Kopf Zukunft gestalten?

Wie sieht es heute aus? Wenn ich mir die Medienlandschaft so anschaue, sehe ich überall auf der Welt junge Menschen, die sich eine andere Gesellschaft wünschen, die für wundervolle Dinge kämpfen, das Alte hinterfragen und von einer besseren Zukunft träumen. Wie gut hören wir diesen jungen Menschen zu? Gestehen wir ihnen zu, ihre Zukunft mitzugestalten, obwohl sie noch nicht Teil des mächtigen Establishments sind? Ich sehe Menschen, für die der Alltag ein Kampf ist, die gerade so über die Runden kommen und Angst davor haben, dass ihr Leben noch härter wird. Sie haben Angst, ihr Bescheidenes Hab und Gut auch noch teilen zu müssen. Vielleicht haben sie auch nur Angst vor allem, was fremd ist. Was tun wir, um ihnen diese Ängste zu nehmen? Wie viel Respekt und Verständnis bringen wir ihnen entgegen? Setzen wir uns überhaupt mit ihnen auseinander? Ich sehe Menschen, die wütend sind, weil sie nicht verstehen, dass sie auf Grund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Ethnie, ihrer Hautfarbe benachteiligt werden. Wie sensibel sind wir, die wir zur vermeintlichen Mehrheit, zum Standard, gehören, für deren Sorgen, deren Wut und deren Träume?

Irgendwie erscheint die Welt immer so wahnsinnig überrascht, wenn man feststellt, dass wo auch immer und warum auch immer plötzlich Terrorismus auftaucht… Das war bei den Anschlägen von 9/11 so, mit dem IS konnte man natürlich auch nicht rechnen, der IRA und der ETA, der RAF, oder den rechten Terrorzellen in Deutschland. Hier scheint Donald Trump geradezu weitsichtig (und ich hasse es, das zu schreiben, denn ihr wisst wie ich zu ihm stehe). Er schreit den linksradikalen Terror wie ein Schreckgespenst gerade zu herbei. Interessant ist hierbei vor allem eins: es ist der Geist, den er selbst ganz laut ruft, indem er komplett unversöhnlich, arrogant und respektlos auf seinem eigenen Standpunkt beharrt und all jenen, die sich nicht gehört und wahrgenommen fühlen nur eine Möglichkeit lässt: immer lauter zu schreien!

Klar könnte man jetzt sagen, dass das alles weit weg passiert. Aber mal ehrlich, wie unversöhnlich stehen sich in unserer Gesellschaft Meinungen gegenüber? Wie ist es um unsere Diskussionskultur hier in Deutschland bestellt? Ich stelle immer mehr fest, dass man inzwischen häufiger übereinander oder gegeneinander redet, als miteinander. Bei Glasl wäre das bereits ein mittleres Eskalationslevel, das sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr einfangen lässt. Sind wir uns sicher, dass wir das wollen? -Wissend, dass es ab einem gewissen Punkt nur noch Verlierer gibt?

Heute vor 43 Jahren, kurz nach Mitternacht endete für die Landshut-Geiseln ein fast einwöchiger Albtraum, der sie sicher ein Leben lang begleitet hat und noch immer begleitet. Für die Familie, die beiden Söhne und die Frau und sicher auch für die Freunde von Kapitän Schuhmann ging der Albtraum wahrscheinlich erst los. Vielleicht sollten wir alle täglich die Kapitän Schumann Straße entlangfahren um uns daran zu erinnern, wie wichtig es ist, einander zuzuhören, miteinander zu reden und auch bei unterschiedlichen Meinungen im respektvollen Austausch zu bleiben.

Schönen Sonntag allerseits!

Eure Constance

IMG_2553.jpg

Achtung Terror

Das Ende des Miteinanders